AD(H)S, oder auch Aufmerksamkeit–Defizit–(Hyperaktivität)– Störung, ist eine Normvariante des Frontalhirns. Das Frontalhirn ist zuständig für die Verhaltensregulierung, Entscheidungen, Auswertungen von Erfahrungen und für die gesamte Steuerung des Organismus.

Das AD(H)S–Hirn lässt entschieden zu viel Informationen auf die Gehirnfestplatte zu, sodass es dort einen Informationsdatencrash verursacht. Die Diagnosestellung ist oft schwierig und vor dem vierten Lebensjahr kaum möglich. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass immer mehr Erwachsene betroffen sind. Warum taucht plötzlich AD(H)S bei Erwachsenen auf?

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Mehr Bewusstsein und Wissen: In den vergangenen Jahren hat sich das Bewusstsein und Wissen über AD(H)S verbessert. Dies hat dazu geführt, dass mehr Menschen die Symptome von AD(H)S bei sich erkennen und nach einer Diagnose und Behandlung suchen.

  • Verzögerte Diagnose: Viele Menschen wurden als Kinder nicht auf AD(H)S untersucht oder diagnostiziert, weil es damals weniger Wissen über die Erkrankung gab. Erst im Erwachsenenalter treten die Symptome jedoch wieder auf oder werden stärker spürbar, was dazu führen kann, dass die Betroffenen eine Diagnose erhalten.

  • Stress: Der moderne Lebensstil kann stressig sein und dazu führen, dass Menschen Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und ihre Aufgaben zu erledigen. Für Menschen mit AD(H)S kann dies besonders herausfordernd sein und sie dazu veranlassen, ihre Symptome zu erkennen und nach einer Diagnose zu suchen.
  • Veränderungen im Leben: Veränderungen im Leben wie eine neue Karriere, eine Beziehung oder eine Familie können dazu führen, dass sich Symptome von AD(H)S stärker bemerkbar machen und zu einer Diagnose führen.

Die Diagnose und Behandlung von AD(H)S ist umstritten und ist oft kontrovers diskutiert. Einige glauben, dass es sich um eine überdiagnostizierte Erkrankung handelt, während andere argumentieren, dass es eine echte Herausforderung darstellt, die eine angemessene Diagnose und Behandlung erfordert. In diesem Artikel möchte ich das Thema AD(H)S näher beleuchten und dabei helfen, ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann.

1. Symptome und Diagnose

Die Symptome können das tägliche Leben beeinträchtigen und sich auf das Arbeitsleben, die Beziehungen und die allgemeine Lebensqualität auswirken.

Symptome von AD(H)S

Die Symptome von AD(H)S können in drei Hauptkategorien eingeteilt werden: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität/Hypoaktivität und Impulsivität. Einige der häufigsten Symptome von AD(H)S umfassen:

  • Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren,
  • Vermeidung von Aufgaben, die eine längere Zeit in Anspruch nehmen,
  • Unfähigkeit, Anweisungen zu befolgen,
  • Vergesslichkeit, schnelle Erschöpfung und Lustlosigkeit
  • Unfähigkeit, organisiert zu bleiben,
  • Schwierigkeiten bei der Arbeitserledigung,
  • Unruhe, Störung der Impulskontrolle
  • Zu viel oder zu wenig Aktivität

Diagnosekriterien

Um eine Diagnose von AD(H)S bei Erwachsenen zu stellen, muss nachweisbar sein, dass der Betroffene schon als Kind unter AD(H)S gelitten hat. Es ist auch wichtig auszuschließen, dass die Symptome aufgrund anderer medizinischer oder psychologischer Bedingungen oder einer Umgebung hervorgerufen wurden.

Die Diagnose von AD(H)S erfolgt durch eine umfassende Untersuchung, die eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung, AD(H)S-Testung und gegebenenfalls eine neuropsychologische Bewertung umfasst.

Wie sich AD(H)S bei Erwachsenen äußert

Etwa 4 % der Erwachsenen weltweit sind betroffen.

Die Symptome von AD(H)S können bei Erwachsenen anders sein als bei Kindern. Zum Beispiel können Hyperaktivität und Impulsivität bei Erwachsenen weniger ausgeprägt sein als bei Kindern, während Konzentrationsprobleme und innere Unruhe oft weiterhin bestehen bleiben. Andere Symptome können auch im Erwachsenenalter hinzukommen oder verstärkt auftreten, wie Vergesslichkeit, schlechtes Zeitmanagement, Probleme beim Organisieren von Aufgaben und Schwierigkeiten, Aufgaben zu beenden.

Es ist wichtig zu beachten, dass AD(H)S bei Erwachsenen oft nicht oder spät erkannt wird und dass die Symptome oft als normale Aspekte des Erwachsenenlebens angesehen sind, was wiederum die Diagnostik erschwert.

2. Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von AD(H)S sind noch nicht vollständig verstanden. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, neurologischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielen kann.

Ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von AD(H)S ist eine familiäre Vorbelastung. Studien haben gezeigt, dass Kinder mit AD(H)S ein höheres Risiko haben, auch in ihren Familien Verwandte mit AD(H)S zu haben. Eine davon ist eine Studie, die den Zusammenhang zwischen familiärer Vorbelastung und der Entwicklung von AD(H)S untersucht hat. Das ist die Studie von Franke et al. (2012) mit dem Titel „Genome-wide Association study identifies new risk loci for attention-deficit/hyperactivity disorder“. Diese Studie konnte zeigen, dass es eine genetische Komponente bei der Entstehung von ADHS gibt und dass bestimmte Gene mit einem höheren Risiko für die Erkrankung assoziiert sind.

Neurologisch betrachtet scheint es, dass bei Menschen mit AD(H)S bestimmte Gehirnregionen, die für die Regulation von Aufmerksamkeit und Impulskontrolle zuständig sind, anders funktionieren. Vermutet wird, dass Menschen mit AD(H)S eine unzureichende Produktion von Neurotransmittern haben, insbesondere von Dopamin und Noradrenalin, die für die Aufmerksamkeit und Konzentration wichtig sind. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Regulation von Aufmerksamkeit, Stimmung und Motivation im Gehirn verantwortlich ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Gründe für AD(H)S bei jedem individuell und komplex sein können. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Risiko erhöhen können. Eine genaue Diagnose und professionelle Behandlung sind unerlässlich, um eine effektive Behandlung zu gewährleisten. Das Wichtigste ist, dass du weißt, dass es Hilfe gibt und es okay ist, um Unterstützung zu bitten. Du bist nicht allein und es gibt viele Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden.

3. Behandlungsstrategien bei Erwachsenen

Information und Aufklärung über AD(H)S

Die Information und Aufklärung über AD(H)S ist von großer Bedeutung, da es sich um eine häufig auftretende neurologische Störung handelt, die oft missverstanden oder falsch diagnostiziert wird. Es ist wichtig, das Bewusstsein für AD(H)S zu schärfen und die Stigmatisierung von Betroffenen zu reduzieren. Durch die Verbreitung von Wissen und Informationen können wir dazu beitragen, ein besseres Verständnis für ADHS zu schaffen und eine bessere Unterstützung für Betroffene zu gewährleisten.

Medikamentöse Behandlung

Eine der Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Konzentration zu verbessern, ist die medikamentöse Therapie. Dabei gibt es verschiedene Medikamente wie Methylphenidat und Amphetamine. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass es auch Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen und langfristiger Auswirkungen dieser Medikamente gibt, wie das Risiko von Abhängigkeit und Missbrauch. Trotzdem kann es für manche Menschen eine positive Veränderung bringen und es ist wichtig, mit einem Arzt über die individuellen Risiken und Nutzen zu sprechen.

Verhaltenstherapie, Coaching und AD(H)S-Training

Eine weitere Möglichkeit ist die Verhaltenstherapie, die sich auf die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung von Symptomen konzentriert. Hierbei eignen sich Techniken zur Verbesserung der kognitiven Funktionen und sozialen Fähigkeiten.

Das Coaching konzentriert sich auf die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung von Symptomen. Eine spezielle Form des Coachings für AD(H)S ist das sogenannte NLP, Neurolinguistisches Programmieren (Psychologie). NLP basiert auf der Annahme, dass die Art und Weise, wie wir über uns selbst und unsere Umgebung denken und sprechen, unser Verhalten und unsere emotionalen Reaktionen beeinflusst. Durch gezielte Techniken und Übungen können negative Gedanken und Verhaltensmuster identifiziert und durch positive ersetzt. Das Ziel ist es, das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstregulierung zu verbessern und somit die Symptome von ADHS zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass NLP und Coaching allein keine Heilung für ADHS bieten und in vielen Fällen eine kombinierte Therapie mit Medikamenten und/oder anderen Therapieformen notwendig ist.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, AD(H)S bei Erwachsenen zu behandeln, aber es gibt kein »One-Size-Fits-All«-Konzept, das für jeden Betroffenen passt. Die Entscheidung darüber, welche Therapie am besten geeignet ist, soll immer individuell und unter Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse und Umstände des einzelnen Patienten folgen. Oft sind mehrere Maßnahmen gleichzeitig notwendig.

4. Herausforderungen und Kontroversen

Die Diagnose von AD(H)S ist oft eine Herausforderung, da die Symptome mit anderen psychischen Störungen oder normalem Verhalten verwechselt werden können. Dies kann sowohl zur Überdiagnose als auch zur Unterdiagnose führen.

Eine weitere Herausforderung bei der Behandlung von AD(H)S ist die Wahl der richtigen Therapie. Medikamente sind oft die erste Wahl bei der Behandlung von AD(H)S, aber nicht alle Patienten vertragen oder reagieren auf Medikamente. Andere Therapieoptionen wie Psychotherapie, Coaching und Ernährungsumstellungen sind wichtige Bestandteile der Behandlung, aber es kann schwierig sein, die effektivste Option zu finden.

Ein weiterer kontroverser Aspekt von AD(H)S ist die Überdiagnose und Übermedikation, insbesondere bei Kindern. Einige Kritiker argumentieren, dass AD(H)S häufig überdiagnostiziert wird und dass zu viele Kinder unnötigerweise mit Medikamenten behandelt werden. Andere argumentieren, dass die Störung tatsächlich unterdiagnostiziert ist und dass viele Kinder ohne Behandlung in der Schule und im Leben scheitern.

Wie wird sich die Situation rund um AD(H)S bei Erwachsenen weiterentwickeln? Eine spannende Frage, die uns vor die Hypothese stellt, dass wir durch weitere Forschung und Aufklärung eine bessere Unterstützung und Verbesserungen für Betroffene erwarten können.

5. Leben mit AD(H)S

Leben mit AD(H)S kann für viele Menschen eine Herausforderung sein, aber es gibt auch viele Möglichkeiten, um erfolgreich damit umzugehen.

Eine Person mit AD(H)S kann Schwierigkeiten haben, den Fokus auf eine bestimmte Aufgabe zu halten, kann unruhig und impulsiv sein und kann auch Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren. Diese Symptome können das tägliche Leben beeinträchtigen und können sich negativ auf Beziehungen, Arbeit und Schule auswirken.

Es gibt jedoch viele Strategien, die helfen können, mit AD(H)S umzugehen. Zum Beispiel können Routinen und Zeitmanagement-Techniken helfen, die Organisation und Struktur im Alltag zu verbessern. Sport und Bewegung können dazu beitragen, überschüssige Energie abzubauen und die Konzentration zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung und genügend Schlaf können ebenfalls hilfreich sein.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Unterstützung von Familie, Freunden und Fachleuten. Eine Person mit AD(H)S kann von einer Therapie oder Coaching profitieren, um Strategien zur Bewältigung von Symptomen zu erlernen und eine positive Einstellung zu entwickeln.

Letztlich ist es wichtig, sich auf die Stärken zu konzentrieren und die individuellen Bedürfnisse anzuerkennen. Mit der richtigen Unterstützung und Strategien kann eine Person mit AD(H)S ein erfolgreiches und erfülltes Leben führen.

6. AD(H)S als Stärke: Wie du deine Herausforderungen in Chancen verwandeln kannst

Eine Möglichkeit, Ihre AD(H)S-Symptome als Stärken zu nutzen, besteht darin, Ihre Kreativität zu nutzen. Viele Menschen mit AD(H)S haben eine blühende Fantasie und können schnell Ideen entwickeln. Sie können diese Fähigkeit nutzen, um Ihre kreative Seite zu fördern, indem Sie zum Beispiel malen, schreiben oder Musik machen. Wenn Sie Ihre Energie und Kreativität auf eine produktive Weise nutzen, können Sie Ihre AD(H)S-Symptome in einen Vorteil verwandeln.

Ein weiterer Vorteil von AD(H)S ist, dass viele Menschen mit dieser Störung sehr spontan und unvorhersehbar sind. Dies kann dazu führen, dass Sie in neuen und unerwarteten Situationen schnell reagieren können. Nutzen Sie diese Fähigkeit, um neue Erfahrungen zu machen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Wenn Sie in der Lage sind, schnell zu reagieren und neue Herausforderungen anzunehmen, können Sie Ihr Leben aufregender und abenteuerlicher gestalten.

Ein weiterer Vorteil von AD(H)S ist die Fähigkeit, sehr fokussiert und engagiert zu sein, wenn Sie an etwas interessiert sind. Nutzen Sie diese Fähigkeit, um Ihre Interessen und Leidenschaften zu verfolgen. Wenn Sie sich auf ein Thema konzentrieren, das Sie wirklich begeistert, können Sie Ihre Fähigkeiten und Ihr Wissen auf ein hohes Niveau bringen.

Schließlich können Menschen mit AD(H)S sehr einfallsreich und flexibel sein, wenn es darum geht, Lösungen für Probleme zu finden. Nutze diese Fähigkeit, um deine Problemlösungskompetenz zu verbessern. Wenn du dich auf die Suche nach kreativen Lösungen für Herausforderungen begibst, kannst du deine Fähigkeiten verbessern und dein Selbstvertrauen stärken.

Insgesamt gibt es viele Möglichkeiten, deine AD(H)S-Symptome als Stärken zu nutzen. Indem du deine Talente und Fähigkeiten auf eine positive Weise nützt, kannst du dich besser fühlen und mehr Zufriedenheit im Leben finden. Wenn du lernst, dich auf deine Stärken zu konzentrieren, gibt es eine Möglichkeit eine glücklichere und erfülltere Zukunft aufbauen.

Wenn du bereit bist, die Herausforderungen von AD(H)S als Chance anzunehmen, um dein volles Potenzial zu entfalten, dann lass uns gemeinsam daran arbeiten. Ich stehe dir gerne zur Seite, um individuelle Lösungen zu finden und deine persönlichen Stärken zu stärken. Ein Anruf (089-41 109 102) oder Mail (hello@marjanovic-osteopathie.de) genügt.

Alexandra

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